Kiesinsel
Alles im Fluss: Kies, Sand, Schluff und Ton
Mit dem Flusswasser bewegen sich auch größere Mengen fester Bestandteile zu Tale. Dieser Geschiebetransport verläuft bei naturnahen Flüssen vom Oberlauf – dort wird Material abgetragen – zum Unterlauf. Je nach Wasserstand und Gefälle wird das Geschiebe weiter transportiert und dabei immer mehr zerkleinert. So gelangen Sand, Schluff und Ton teilweise bis zur Mündung während die Kiese weiter oben abgelagert werden. Dabei gestaltet das Sediment das Aussehen des Flusslaufes auch mit, denn durch Ablagerungen verändern sich Fließdynamik und das typische Erscheinungsbild des Flusses.
Beim Eintritt des Rheins in die oberrheinische Tiefebene bei Basel teilte sich der Rhein in mehrere Arme auf. In dieser Furkations- oder Verwilderungszone verlor der Rhein an Schleppkraft und bildete viele Kiesbänke und Flussinseln. Die Rheinarme flossen mehr oder weniger parallel nebeneinander her und krümmten sich, um miteinander zu verschmelzen und sich kurz darauf wieder zu teilen. Zwischen Basel und Rastatt einstand ein Inselmeer mit ungefähr 2000 Flussinseln.
Der Naturstrom Rhein änderte in der Furkationszone häufig seinen Lauf – ganze Waldgebiete konnten dabei unterspült und abgetragen werden, während sich an anderer Stelle neues Land bildete, das sich nach und nach wieder in Richtung Auenwald entwickelte.
Die Neuenburger Insel
Die Neuenburger Insel stellt heute ein kleines Beispiel der ehemaligen Rheininseln dar. Sie ist im Zuge des langen Sommerhochwassers 1999 mit ca. 8 Wochen Hochwasserabfluss von Mitte Mai bis Mitte Juli durch Kiesablagerungen des Rheins entstanden.
Die Kiesflächen wurden im Folgejahr von Silberweiden eingenommen, die alle Flächen höher ca. 30 cm über dem damaligen Niedrigwasserstand besiedelten. Mit dem Aufwachsen der Weiden entstand ein bei Hochwasser zunehmender Strömungswiderstand und ein Abbremsen der Fließgeschwindigkeit, was zu weiteren Kiesablagerungen an der Südspitze der Insel geführt hat. Die Weiden filtern bei Hochwasser viele Schwebstoffe aus, so dass im Auewald Sand, Schluff und in geringeren Mengen auch Ton abgelagert wird. Sie schaffen sich somit ihren eigenen Boden. Mit den zunehmenden Feinsedimentablagerungen durch das Hochwasser erreichen die Silberweiden die größte Wuchshöhe im unterstromigen Inselteil.
Erhaltung durch die Pflege des Menschen
Die Neuenburger Rheininsel liegt im Gleithangbereich einer leichten "Rechtskurve" des Rheins. Im Bereich des Alten Hafens verbreitert sich das Rheinbett von ca. 110 auf 130m. Durch die bewaldete Insel wird das Rheinbett auf ca. 90m verengt. Im Bereich der Aufweitung findet daher ständig Sedimentation von Kies statt, die Insel wächst daher nach Süden und verengt den Einlaufbereich des Seitengerinnes. Das Seitengrinne verlandet und die Insel wird zu einer vorgelagerten Uferbank. Zur Erhaltung des Seitengerinnes und damit der Insel wurde daher im Herbst 2021 der Einströmbereich vertieft und umgestaltet. Mit der Anbindung wurde ein guter Durchfluss im nunmehr wieder komplett durchgängigen Seitengerinne erzielt.