Streuobstwiesen
Streuobstwiesen sind kostbare Schätze einer artenreichen Kulturlandschaft. Sie sind nicht nur wertvolle Lebensräume, sie liefern uns zudem gesundes und regionales Obst. Erfahren Sie hier, wie viele Tiere und Pflanzen in diesem Lebensraum zuhause sind.
Streuobstwiesen waren früher weit verbreitet. Als Grüngürtel um Ortschaften lieferten sie nicht nur das Obst für den Hausgebrauch, sie brachten fast täglich über eine lange Zeit im Jahr frisches Grünfutter nahe dem Stall oder konnten direkt als Weide für das Jungvieh genutzt werden. Darüber hinaus sind Obstbaumwiesen auch klimatisch von großer Bedeutung. Sie bremsen zum einen kalte Winde ab, zum anderen sorgen sie im Sommer für Abkühlung. Im Gegensatz zu Intensivkulturen werden Obstbäume meist locker über Wiesen “zerstreut“ angepflanzt. Der Begriff “Streuobstwiese“ leitet sich hiervon ab. Die Streuobstwiese ist ein vom Menschen gestalteter Lebensraum, eine Kulturlandschaft, deren ökologischer Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Lebensraum und Blütentraum
Neben dem Obst, am häufigsten sind Äpfel, in einigen Regionen werden auch Birnen, Kirschen oder Zwetschgen vermehrt angebaut, sind auch die Pflanzengesellschaften im Unterwuchs der Obstgehölze für den Naturschutz von großer Bedeutung. Fehlende Düngung und nur zweimalige Mahd im Jahr sind für artenreiches Grünland die Grundvoraussetzung, blühende Wiesenkräuter sind Nahrungsgrundlage für zahlreiche Insekten. Schmetterlinge gaukeln zahlreich über die Wiesen und viele Heuschrecken zirpen hier im Hochsommer um die Wette. Und ein einziger Apfelbaum kann über 1.000 Insektenarten beherbergen. Zusammen mit den bunt blühenden Wiesen wurden neben 3.000 verschiedenen Obstsorten in diesem Lebensraum über 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gezählt.
In Deutschland brüten weit über 60 Vogelarten in Obstbaumbeständen, zu den Charakterarten der Streuobstwiesen zählen Grünspecht und Wendehals sowie Steinkauz, Gartenrotschwanz und Goldammer. Zudem verfügen ältere und knorrige Hochstammobstbäume über viele Baumhöhlen und Rindenritzen, die auch von Garten- und Siebenschläfer, einigen Fledermausarten sowie Hornissen und hunderte von Wildbienenarten als Lebensraum genutzt werden. Zahlreiche Käferarten, von denen sich einige vom Holz der Bäume ernähren, verschiedene Spinnen und auch Amphibien und Reptilien sind hier zu finden.
Idyll in Not
Trotz intensiver Bemühungen für den Erhalt der Streuobstbestände sind schon seit Jahrzehnten Überalterung und ein Rückgang der Bestände zu beobachten. Die Ursachen sind vielfältig: für den Intensivobstbau wurden Streuobstbestände großflächig gerodet, für die heutigen Restbestände ist die Rodung für neue Baugebiete und den Straßenbau die größte Gefahr.
Mission Streuobstwiesen
Heutzutage steht bei Pflege und Erhaltung von Streuobstwiesen weniger der Ertrag, sondern eher der Naturschutzaspekt im Vordergrund. Streuobstwiesen haben neben dem Erhalt der zahlreichen Obstsorten auch für Tiere und Pflanzen eine große Bedeutung. Viele Obstbauern, Vereine, Naturschutzverbände und vor allem auch Privatpersonen kümmern sich um die Streuobstbäume und das wertvolle Grünland darunter. Seit 2020 stehen Streuobstwiesen unter Schutz, das Entfernen der Obstbäume muss nun genehmigt werden. Damit diese Naturparadiese aus Menschenhand eine Zukunft haben, müssen sie sich für die Besitzer wirtschaftlich lohnen. In Streuobstbeständen lassen sich im Gegensatz zu intensiv bewirtschafteten Obstplantagen kaum Maschinen einsetzen. Hier ist viel Handarbeit nötig und die Ernte, Pflege und Erhaltung der Bestände ist sehr arbeitsaufwändig. Sie als Verbraucher können aktiv zum Erhalt der Streuobstbestände beitragen, indem Sie für Obst aus Streuobstbeständen mehr bezahlen, damit angemessene Preise für das gesunde, wohlschmeckende Obst erzielt werden können.